Die Antibabypille: Wie sicher ist das Verhütungsmittel?

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Als die Antibabypille 1960 auf den deutschen Markt kam, revolutionierte sie die Familienplanung. Heute gehört die Pille weltweit zu den beliebtesten Verhütungsmitteln. Allein in Deutschland verhüten mehr als sechs Millionen Frauen mit der Pille. Doch ist das beliebteste Verhütungsmittel auch das sicherste Verhütungsmittel?

Die Pille – das Verhütungsmittel Nr. 1

Heutzutage können Paare auf eine Reihe verschiedener Verhütungsmittel zurückgreifen. Dabei wird zwischen mechanischen, hormonellen und natürlichen Verhütungsmitteln unterschieden. Während Kondom und Spirale sogenannte mechanische Verhütungsmittel sind, zählt die Antibabypille zur Gruppe der hormonellen Verhütungsmethoden und Fruchtbarkeits-Computer zu den natürlichen Methoden.

In Deutschland vertrauen etwa 52 Prozent der Paare (Altersgruppe: 20 – 35 Jahre) auf den
Schutz der Antibabypille. Das
Kondom wird von rund 45 Prozent der Paare verwendet und etwa 5 Prozent verhüten mittels Spirale. Sonstige Verhütungsmittel wie Vaginalring, Hormonimplantat oder Babycomputer (1 – 3 Prozent) werden hingegen nur sehr selten zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt. Somit wird die Pille mit Abstand am häufigsten zur Empfängnisverhütung genutzt.

Machen diese Zahlen die Pille auch zum besten Verhütungsmittel. Seit ihrer Einführung hat die Antibabypille eine Entwicklung durchlaufen, die Frauen eine hormonelle Verhütung ermöglichen soll, die sich immer besser an die natürlichen Prozesse anpasst. So waren die ersten Präparate ausschließlich Kombinationspillen mit sehr hoher Östrogen- und Gestagen-Dosierung. Dies sollte eine zuverlässige Verhütung sichern, ging jedoch auch mit einem Nebenwirkungsrisiko einher. Heute stehen verschiedene Arten der hormonellen Verhütungspille zur Auswahl. Diese sollen nicht nur einen sicheren Schutz bieten, sondern auch verträglicher sein.

Die Antibabypille ist durchaus ein wichtiges Thema, eine Aufklärung ist also von daher dringend erforderlich

Die Antibabypille ist durchaus ein wichtiges Thema, eine Aufklärung ist also von daher dringend erforderlich (#01)

Entscheidend ist der Pearl-Index

Sicherlich hat sich im Hinblick auf Wirkstoffe, Verträglichkeit und Nebenwirkungen in den letzten Jahren vieles zum Positiven gewendet. Dennoch stellt sich die Frage nach der Sicherheit der Verhütungsmittel. Zur Angabe dieser Sicherheit dient der sogenannte Pearl-Index. Der von dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl (1879-1940) entwickelte Index wird bis heute als gültiger statistischer Wert herangezogen, wenn es um die Sicherheit von Schwangerschaftsverhütungsmitteln geht.
Der Wert ermittelt wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz der ausgewählten Verhütungsmethode schwanger wurden. Das bedeutet, je höher der Index-Wert, umso unsicherer ist die Verhütungsmethode.
Da der Wert für die jeweilige Methode in verschiedenen Untersuchungen ermittelt wird, wird er zumeist als Spanne angegeben.
Wie folgt ergibt sich demnach der Pearl-Index für verschieden Verhütungsmethoden:

Antibabypille (Kombinations- und Mikropille): 0.1 – 0.9
Minipille: 0.14 – 3
Dreimonatsspritze: 0.3 – 1.4
Hormonimplantat: 0.08
Diaphragma: 1 – 20
Kondom: 2 – 12
Spirale: 0.16 – 3
Temperaturmethode: 0.8 – 3
Vaginalring: 0.4 – 0.64
Hormonpflaster: 0.72 – 0.9

Im Vergleich zeigt sich für die Antibabypille ein geringer Pearl-Index, sodass sie zu den sichersten Verhütungsmethoden zählt. Andere hormonelle Verhütungsmittel erreichen ähnliche Werte. Hormonelle Verhütungsmethoden weisen demnach eine weitaus höhere Sicherheit als mechanische Verhütungsmittel auf. Dabei muss entsprechend des Pearl-Index die Wahl nicht zwingend auf die Antibabypille fallen.

Zudem sind Angaben des Pearl-Index differenziert zu betrachten. Häufig werden in Übersichten nur bereinigte Werte angegeben, also solche bei denen Schwangerschaften, die aufgrund von Anwendungsfehlern entstanden sind, nicht in die Berechnung einbezogen wurden.

Dadurch ergibt sich ein besserer Wert. Die sichere Anwendung spielt jedoch eine entscheidende Rolle. Besteht ein höheres Risiko einen Anwendungsfehler zu begehen, dass heißt das Verhütungsmittel zu vergessen bzw. nicht korrekt anzuwenden, erhöht sich auch das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.

Dies sollte immer in die Überlegungen bei der Wahl des Verhütungsmittels einbezogen werden. Entsprechend unterscheidet sich auch innerhalb der verschiedenen Pillen-Arten die Sicherheit und Zuverlässigkeit.

Die Antibabypille: Ob sie sicher ist, die Frage sollte man sich unbedingt setellen, wenn man sie vergessen hat.

Die Antibabypille: Ob sie sicher ist, die Frage sollte man sich unbedingt setellen, wenn man sie vergessen hat.(#02)

Kombinations- und Mikropille

Als klassische Pille werden die sogenannten Kombinationspräparate bezeichnet. Sie enthalten sowohl Östrogen als auch Gestagen um eine Schwangerschaft zu verhindern und wirkt somit auf dreifache Weise. Das Östrogen bewirkt, dass der Reifeprozess der Eizelle unterdrückt und so der Eisprung verhindert wird. Das Gestagen beeinträchtig zum Einen den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zum Empfang der Eizelle, sodass ein Einnisten der befruchteten Eizelle nicht mehr möglich ist. Zum Anderen sorgt es für eine Verdickung des Zervixschleims, dem Schleimpfropf am Eingang der Gebärmutter und verhindert damit das Eindringen von Spermien.
Eine besondere Form der Kombinationspille ist die Mikropille, die ebenfalls eine Hormon-Kombination enthält, diese jedoch besonders niedrig dosiert sind. Da die Dosierung in der Regel unter 0,05 Milligramm pro Tablette liegt (der Durchschnitt liegt bei 0,02 bis 0,03 Milligramm) erhalten diese Präparate den Namen Mikropille. Trotz des niedrigen Hormongehalts schützt die Mikropille ebenso zuverlässig wie andere Kombinationspräparate. Dabei ist sie verträglicher und weist ein geringeres Nebenwirkungsrisiko auf.

Die Antbabypille: Nicht für jede Frau kann es die Gleiche sein

Die Antbabypille: Nicht für jede Frau kann es die Gleiche sein(#03)

Minipille

Die Mikropille darf nicht mit der Minipille verwechselt werden. Bei der Minipille handelt es sich um 
ein Monopräparat , das ausschließlich Gestagen (in der Regel 0,03 Milligramm) mit dem Wirkstoff Levornogestrel oder Desogestrel enthält. Die Minipille greift von allen hormonellen Verhütungsmitteln am 
geringsten in den Verlauf des Monatszyklus ein und ist vor allem für eine Langzyklusanwendung prädestiniert. Da die Präparate kein Estrogen enthalten, sind sie hinsichtlich möglicher Nebenwirkungsrisiken sicherer als Kombinationspräparate.

Sie können auch bei adipösen Frauen, Raucherinnen, Diabetikerinnen und Frauen mit Bluthochdruck verwendet werden. Wichtig ist nur, dass die Einnahme der Tablette kontinuierlich, das heißt ohne Unterbrechung eingenommen wird.
Für gewöhnlich verhindert die Minipille eine Schwangerschaft nur auf zweifache Weise. Das Gestagen verhindert, wie bei Kombinationspräparaten, das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und verdickt den Schleimpfropf am Gebärmuttereingang. Neue Präparate, die den Wirkstoff Desogestrel enthalten, verhindern zusätzlich den Eisprung. Daher gelten insbesondere die modernen Präparate als sehr sicher.

Die Antibabypille, so kann sie natürlich keine sichere Verhütung versprechen

Die Antibabypille, so kann sie natürlich keine sichere Verhütung versprechen (#04)

Korrekte Anwendung bestimmt die Sicherheit

Die regelmäßige Einnahme zur selben Zeit ist entscheidend für die Sicherheit der Pille.
Die Sicherheit der Pille liegt bei 99,1 bis 99,9 Prozent. Doch wie bei jeden anderem
Verhütungsmittel, hängt die Sicherheit der Wirkung von der sachgerechten Anwendung ab. Wer die Pille vergisst bzw. zum falschen Zeitpunkt einnimmt, der gefährdet den zuverlässigen Schutz. Je nach Art der Antibabypille sind hier auf verschiedene Regel zu achten.
Wird mit der Einnahme der Pille am ersten Tag des Monatszyklus begonnen besteht der Verhütungsschutz sofort. Bei späterem Einnahmebeginn müssen für die folgenden 7 Tage zusätzliche Verhütungsmittel verwendet werden.
Klassische Einphasen-Kombinations- oder Mikropillen werden folgend für 21 Tage immer zur selben Tageszeit eingenommen um den Verhütungsschutz aufrecht zu erhalten. Auch in der 7-tägigen Einnahmepause, in der die Abbruchblutung einsetzt, bleibt der Schutz bestehen. Mehrphasenpräparate sowie die Mikropille werden hingegen über 28 Tage eingenommen. Einige Präparate enthalten dabei Placebo-Tabletten. Die durchgängige Einnahme soll ein Vergessen und somit entstehende Anwendungsfehler vermeiden.
Denn entscheidend ist bei jeder Pillen-Art die regelmäßige und pünktliche Einnahme der Tablette. Wird die Kombinations- oder Mikropille vergessen, muss die Einnahme innerhalb von 12 Stunden nachgeholt werden um einen sicheren Schutz zu gewährleisten. Für die Minipille gilt lediglich ein Zeitfenster von 3 Stunden. Neue Präparate mit Desogestrel erlauben nun auch 12 Stunden.
Wurde diese Zeitspanne überschritten und Sie befinden sich in der 2. Zykluswoche bleibt der Schutz dennoch bestehen. Entscheidend ist, dass die Pille vor und nach dem Vergessen einer Einnahme für jeweils 7 Tage ohne Anwendungsfehler eingenommen wurde. Daher besteht bei einer vergessen Tablette in der 1. Zykluswoche kein zuverlässiger Schutz und es muss zusätzlich verhütet werden.

In der 3. Zykluswoche sollte bei vergessener Einnahme die 7-tägige Einnahmepause entweder vorgelegt oder ausgelassen werden. Dies gilt natürlich nur für Einphasen-Präparate. Bei Mehrphasen-Präparaten gilt diese Regel nicht. Insbesondere bei unterschiedlicher Hormondosierung der Tabletten ist daher auf eine korrekte Einnahme zu achten.
Da die verschiedenen Pillen-Arten aufgrund verschiedener Anwendungsfehler einen unterschiedlich hohen Pearl-Index aufweisen, ist es üblich, dass die Hersteller das jeweilige Präparat dahingehend individuell untersuchen. Dabei geben sie im Beipackzettel an, wie hoch der Pearl-Index inklusive und ohne Anwendungsfehler ist. Frauen sollten auf den Index-Wert achten, der auch Anwendungsfehler einbezieht, da diese nicht hundertprozentig auszuschließen sind.

Urlaub, Erbrechen und Durchfall

Die Antibabypille und deren Wirkung kann sich durchaus im Urlaub verändern

Die Antibabypille und deren Wirkung kann sich durchaus im Urlaub verändern (#05)

Auch Urlaubsreisen, Erbrechen und Durchfall spielen bei der Einnahme eine Rolle.
Neben der korrekten Anwendung gibt es noch andere Faktoren, welche die Wirkung der Pille beeinträchtigen können. So spielt diemögliche Zeitverschiebung auf Urlaubsreisen bei der Einnahme der Antibabypille eine große Rolle. Um auch auf Reisen eine sichere Verhütung zu gewährleisten ist es wichtig, dass sie auch bei einer Zeitverschiebung immer zur rechten Zeit eingenommen wird.

Eine Anpassung an die jeweilige Ortszeit ist dabei aber nicht immer nötig. Hierzu wird erst geraten, wenn die Zeitverschiebung bei Kombinationspräparaten das Zeitfenster von 12 Stunden und bei der Minipille die 3-Stunden-Regel überschreitet.
Ferner ist zu beachten, dass die Hormone in der Pille keine tropischen Temperaturen vertragen. Daher sind direkte Sonneneinwirkung und Temperaturen von über 50 Grad zu vermeiden.

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall auch diese Krankheiten beeinflussen die Sicherheit der Antibabypille

Übelkeit, Erbrechen, Durchfall auch diese Krankheiten beeinflussen die Sicherheit der Antibabypille (#06)

Ebenso spielen gastrointestinale Störungen – Erbrechen und Durchfall – eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Damit die Hormondosierung einer Tablette vollständig absorbiert werden kann, benötigt der Körper etwa 3 bis 4 Stunden. Kommt es also innerhalb der ersten 3 bis 4 Stunden nach der Einnahme der Pille zu einem der beiden Beschwerden, weist der Körper nicht die nötige Hormonkonzentration auf. Es besteht die Gefahr, dass kein zuverlässiger Schutz mehr besteht.

Ein solcher Fall ist als vergessene Einnahme zu betrachten, sodass hier je nach Präparate die 12-Stunden- oder 3-Stunden-Regel zum Nachholen der Einnahme gilt. Erfolgt die erneute Anwendung nicht rechtzeitig muss auf eine zusätzliche Verhütung zurückgegriffen werden.
Obwohl die Antibabypille als hormonelles Verhütungsmittel zu den sichersten Verhütungsmethoden zählt, kann sie keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Frauen müssen vor allem auf mögliche Anwendungsfehler achten und eine korrekte Anwendung gewährleisten. Insbesondere die regelmäßige Einnahme fällt einigen Patientinnen schwer und sorgt für einen beeinträchtigten Schutz.


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