Künstliche Befruchtung: Definition, Methoden, Ablauf und Kosten

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Künstliche Befruchtung: Definition, Methoden, Ablauf und Kosten

Die künstliche Befruchtung ist ein medizinischer Eingriff, der dazu dient, eine Schwangerschaft ohne sexuellen Geschlechtsverkehr zu ermöglichen. Dieser Vorgang fällt unter die Kategorie der assistierten Reproduktionstechniken (ART).
In der Regel wird die künstliche Befruchtung in Erwägung gezogen, wenn Paare aufgrund von Unfruchtbarkeit keine natürliche Schwangerschaft erreichen können oder wenn die Vererbung einer genetischen Krankheit vermieden werden soll, die sich negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken könnte.
Unfruchtbarkeit ist ein häufiges Problem, und in Deutschland wird geschätzt, dass mehr als 10 % der Paare ungewollt kinderlos bleiben. Eine Vermutung auf Unfruchtbarkeit liegt oft vor, wenn trotz eines Jahres regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt.
Unfruchtbarkeit und ihre UrsachenKünstliche Befruchtung: Verschiedene Methoden zur Erfüllung des KinderwunschsDie Kosten der künstlichen Befruchtung

Es gibt verschiedene Formen von Unfruchtbarkeit, die unterschieden werden müssen:

  • Primäre Sterilität tritt auf, wenn eine Frau grundsätzlich nicht in der Lage ist, schwanger zu werden.
  • Sekundäre Sterilität bezieht sich auf die Unfähigkeit einer Frau, nach vorherigen Schwangerschaften erneut schwanger zu werden.
  • Infertilität bezieht sich auf den generellen Zustand einer Frau, wenn sie nicht in der Lage ist, ein lebensfähiges Kind bis zur Geburt auszutragen.

Unfruchtbarkeit und ihre Ursachen

In Deutschland betrifft Unfruchtbarkeit mehr als 10 % der Paare, die ungewollt kinderlos bleiben. Ein Verdacht auf Unfruchtbarkeit besteht, wenn nach einem Jahr regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft auftritt.

Geschlecht Ursachen für Unfruchtbarkeit
Mann
  • Angeborene Ursachen: Dazu gehören anatomische oder hormonelle Störungen sowie Fehlbildungen der männlichen Sexualorgane.
  • Sekundäre Ursachen: Unfruchtbarkeit kann auch durch toxische Gewohnheiten wie Drogenkonsum, Infektionen des Genitaltrakts, bestimmte Medikamente, Strahlung oder Umweltgifte entstehen.
Frau
  • Krebserkrankungen, Chemotherapie und Bestrahlung können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Erbkrankheiten und genetische Defekte wie veränderte Chromosomen, Turner-Syndrom oder Probleme bei der Zellteilung können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Störungen des Immunsystems, wie Antikörper gegen eigene Eizellen oder Spermien, können zu Unfruchtbarkeit führen.
  • Angeborene Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane können die natürliche Empfängnis beeinträchtigen.

Künstliche Befruchtung: Verschiedene Methoden zur Erfüllung des Kinderwunschs

Um das Wunschkind zu bekommen, probieren Paare viele Möglichkeiten. Dabei wird sogar der genaue Zeitpunkt des Eisprungs berechnet, doch auch der „Sex nach der Uhr“ hat meist keinen Erfolg. Als letzte Möglichkeit bleibt nicht selten die künstliche Befruchtung, die heute mit verschiedenen Methoden möglich ist. Doch auch sie bringt nicht in jedem Fall den gewünschten Erfolg.

Was heißt „künstliche Befruchtung“?

Als künstliche Befruchtung wird ein medizinischer Eingriff bezeichnet, bei dem die Schwangerschaft ohne Geschlechtsverkehr herbeigeführt wird. Der Eingriff wird in einer darauf spezialisierten Klinik vorgenommen. Die Reproduktionsmedizin kennt verschiedene Methoden, mit denen der Kinderwunsch erfüllt werden soll und durch die die Eizellen der Frau befruchtet werden können:

Insemination

Dies ist eine verbreitete Methode der assistierten Befruchtung, bei der der Samen direkt in die Gebärmutter oder in die Nähe des Gebärmutterhalses oder Muttermundes platziert wird. Die IUI ermöglicht die natürliche Verschmelzung von Ei- und Samenzelle und ist daher nur dann empfehlenswert, wenn keine schwerwiegenden Ursachen für die Unfruchtbarkeit vorliegen.

Dies ist eine verbreitete Methode der assistierten Befruchtung, bei der der Samen direkt in die Gebärmutter oder in die Nähe des Gebärmutterhalses oder Muttermundes platziert wird.  (Foto: AdobeStock - 143810584 Christoph Burgstedt)

Dies ist eine verbreitete Methode der assistierten Befruchtung, bei der der Samen direkt in die Gebärmutter oder in die Nähe des Gebärmutterhalses oder Muttermundes platziert wird. (Foto: AdobeStock – 143810584 Christoph Burgstedt)

Für die IUI wird der Zyklus der Frau genau überwacht, um die fruchtbaren Tage zu identifizieren. Bei einem unregelmäßigen Zyklus oder ausbleibendem Eisprung kann eine zusätzliche Hormonbehandlung vor der Insemination durchgeführt werden, um die Erfolgschancen zu steigern.

Die Insemination selbst erfolgt entweder mit frischem oder tiefgefrorenem Samen des Partners oder Spendersamen. Zur Verbesserung der Samenqualität werden die Samenzellen im Labor gereinigt und nach ihrer Qualität selektiert.

Anschließend werden sie mithilfe einer Spritze und eines Katheters möglichst zeitnah vor oder nach dem Eisprung über die Vagina in den Zervixkanal innerhalb des Muttermundes eingeführt.

TESE/MESA: Spermiengewinnungsverfahren

Die Tesikuläre Spermienextraktion/mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration (TESE/MESA) sind operative Verfahren, die angewendet werden, wenn das Spermiogramm des Mannes deutlich eingeschränkt ist, beispielsweise wenn die Samenflüssigkeit zu wenige Spermien enthält.

Etwa die Hälfte der vermeintlich unfruchtbaren Männer kann mit diesen medizinischen Verfahren noch aktive Spermien finden.

Bei der MESA werden einer oder beide Nebenhoden, in denen die Spermien reifen, unter Vollnarkose punktiert. Die entnommene Flüssigkeit wird dann unter dem Mikroskop auf aktive, reife Spermien untersucht. Bei der TESE wird unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose Hodengewebe entnommen und direkt im Labor untersucht.

Wenn befruchtungsfähige Spermien gefunden werden, werden sie mit Hilfe von Kryokonservierung eingefroren und aufbewahrt. Die gewonnenen Spermien können später aufgetaut und für eine ICSI verwendet werden.

Video: Verfahren der Reproduktionsmedizin – künstliche Insemination, IVF, ICSI, MESA/TESE einfach erklärt!

In-Vitro-Fertilisation

Wenn von künstlicher Befruchtung die Rede ist, ist oft die In-vitro-Fertilisation (IVF) gemeint, die älteste Methode der assistierten Befruchtung. Dabei werden Ei- und Samenzelle im Labor zusammengeführt und danach in die Gebärmutter übertragen.

Die IVF ist geeignet, wenn die Frau an einem Eileiterverschluss oder Endometriose leidet, Antikörper gegen die Samenzellen ihres Partners hat (oft in Kombination mit einer speziellen Immuntherapie) oder wenn die Samenqualität des Partners schlecht ist. Die Behandlung umfasst verschiedene Phasen, die über mehrere Wochen durchgeführt werden.

  1. Hormonelle Stimulation und Follikelpunktion:
    Durch die Verabreichung von Hormonen werden die Eierstöcke zur Reifung der Eizellen angeregt. Nach etwa 14 Tagen wird der Eisprung gezielt ausgelöst, und unter Narkose werden fünf bis zehn reife Eizellen mit einer feinen Nadel durch die Vagina aus dem Eierstock entnommen (Follikelpunktion).
  2. Künstliche Befruchtung im Labor:
    Die Eizellen werden in einem speziellen Nährmedium mit dem Samen des Partners oder eines Spenders zusammengeführt. Der Samen wird zuvor im Labor gereinigt und zentrifugiert, um mögliche Abstoßungsreaktionen mit der weiblichen Eizelle zu minimieren. Ei- und Samenzelle werden dann in einem warmen Brutschrank platziert. Bereits nach einem Tag kann mit einem Mikroskop überprüft werden, ob die Befruchtung erfolgreich war, und befruchtete Eizellen können für den Transfer ausgewählt werden.
  3. Eizellentransfer:
    Wenn die Befruchtung erfolgreich war, können zwei bis fünf Tage nach der Entnahme maximal zwei befruchtete Eizellen mit einem Katheter in die Gebärmutterhöhle eingeführt werden. Dort nisten sie sich ein, oft unterstützt durch die Gabe verschiedener Hormone oder, je nach Fertilitätsproblem, medikamentös. Etwa zwei Wochen später kann festgestellt werden, ob die Einnistung erfolgreich war und zu einer Schwangerschaft geführt hat.

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion

Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist eine fortgeschrittene Methode der assistierten Reproduktionstechnik, die eine gezielte Befruchtung unterstützt.

Dabei wird unter dem Mikroskop ein einzelnes Spermium mit einer feinen Pipette direkt in das Innere einer zuvor entnommenen Eizelle injiziert.

Diese Methode eignet sich für Paare, bei denen die männliche Fruchtbarkeit eingeschränkt ist, beide Partner unter Fruchtbarkeitsstörungen leiden oder wenn die Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft unklar ist.

Der Prozess der ICSI umfasst mehrere Schritte, beginnend mit der Reifung und Entnahme von Eizellen:

  1. Hormonelle Stimulation und Follikelpunktion:
    Durch die Verabreichung von Hormonen werden die Eierstöcke angeregt, reife Eizellen zu produzieren. Nach etwa 14 Tagen wird der Eisprung ausgelöst, und möglichst viele reife Eizellen werden durch eine Follikelpunktion entnommen.
  2. Samenprobe und künstliche Befruchtung:
    Für die Befruchtung müssen frisches oder aufbereitetes, tiefgefrorenes Sperma (vom Partner oder aus einer Samenspende) bereitstehen. Ein geeignetes Spermium wird ausgewählt und mit einer feinen Pipette direkt in die Eizelle injiziert. Die befruchtete Eizelle wird in einen Brutschrank überführt. Es besteht auch die Möglichkeit, mehrere Eizellen gleichzeitig zu befruchten, jedoch werden maximal zwei Embryos für den Transfer ausgewählt. Die übrigen Eizellen können tiefgefroren und aufbewahrt werden.
  3. Eizellentransfer:
    Nach zwei bis drei Tagen wird überprüft, ob die Befruchtung erfolgreich war. Wenn sich die befruchtete Eizelle weiterentwickelt, wird sie über einen Katheter in die Gebärmutterhöhle eingesetzt, wo sie sich idealerweise einnistet. Der gesamte Prozess der ICSI kann bis zu 20 Tage dauern.

Die Kosten der künstlichen Befruchtung

Die Kosten für die künstliche Befruchtung können enorm sein.

Dabei übernehmen die Krankenkassen die Kosten, die für die Diagnosestellung und Ursachenfindung anfallen.

Sollen danach die Methoden der assistierten Fortpflanzung angewendet werden, werden die Kosten nur unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen übernommen.

Gesetzliche Krankenkassen setzen beispielsweise voraus, dass das Paar heterosexuell und verheiratet ist, außerdem muss der behandelnde Arzt gute Aussichten auf Erfolg bescheinigen.

Die Kosten für eine künstliche Befruchtung sollten vor dem Eingriff unbedingt erfragt werden. (Foto: AdobeStock - _43256829 lassedesignen)

Die Kosten für eine künstliche Befruchtung sollten vor dem Eingriff unbedingt erfragt werden. (Foto: AdobeStock – _43256829 lassedesignen)

Wichtig: Auch das Alter von Frauen und Männern wird berücksichtigt. Die Kostenübernahme erfolgt meist nur, wenn die Frau zwischen 25 und 40, der Mann zwischen 25 und 50 Jahre alt ist. Außerdem sind negative HIV- und Hepatitis-Tests sowie der Röteln-Impfschutz nachzuweisen.

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