Lernschwierigkeiten Kinder: die Lese-Rechtschreibstörung Legasthenie

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Eine der wohl häufigsten Kombinationen, die Eltern in die Suchmaschine eingeben, ist die Wortverbindung „Lernschwierigkeiten Kinder“. Gerade in der ersten Zeit, wenn die Kinder in die Schule kommen, sind Eltern oft unsicher, ob eine Lernschwäche vorliegt oder der Nachwuchs vielleicht einfach etwas mehr Zeit braucht. Fakt ist jedoch: Es gibt nachweislich Lernschwierigkeiten Kinder, die das Lernen stark erschweren können.

Legasthenie – wenn die Buchstaben tanzen

Jedes Kind ist ein unbeschriebenes Blatt, wenn es in die Schule kommt. Die meisten Kinder kennen nur wenige Buchstaben und wissen noch nicht, wie sich diese zu einem Wort verbinden lassen. Lesen und Schreiben lernen ist also eine echte Herausforderung. Wenn jedoch auch nach mehreren Schulstunden und vielleicht sogar nach den ersten Schuljahren noch immer auffällige Schwierigkeiten bestehen, dann kann es sein, dass eine Legasthenie vorliegt.

Die Legasthenie ist eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und wird durch das internationale Klassifikationsschema der Weltgesundheitsorganisation eingeteilt. Das Schema ICD-10 beschreibt die anerkannte Schwäche. Sie gilt dann als anerkannt, wenn die vorhandene Schwäche des Kindes nicht erklärbar ist durch eine unterdurchschnittliche Intelligenz, das Alter, die falsche Beschulung oder auch Hirnschädigungen oder andere Erkrankungen der Psyche. Es wird bei der Legasthenie zudem noch unterschieden zwischen der Lese-Rechtschreibstörung an sich und der isolierten Rechtschreibstörung.

Die Symptome der Legasthenie

Legasthenie ist ein Befund, der nicht von heute auf morgen gestellt wird. Zwischen drei und fünf Prozent der schulpflichtigen Kinder in Deutschland leiden an der Lernschwäche. Dennoch dauert es oft einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, bis der Befund dann auch bestätigt wird. Es gibt einige Symptome und Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass Lernschwierigkeiten der Kinder auf eine Legasthenie zurückgeführt werden können:

Symptome beim Lesen:

  • Das Kind hat eine sehr geringe Lesegeschwindigkeit
  • Das Kind stockt oft beim Lesen
  • Das Kind verliert die Zeile aus den Augen
  • Das Kind vertauscht Wörter oder Buchstaben und kann keine Doppellaute umsetzen
  • Das Kind kann den Inhalt des Gelesenen nicht wiedergeben

Symptome beim Schreiben:

  • Das Kind hat eine hohe Anzahl an Fehlern beim Schreiben
  • Auch bei abgeschriebenen Texten treten Fehler auf
  • Wörter werden nicht komplett aufgeschrieben
  • Das Kind hat starke Grammatikfehler
  • Das Kind hat Schwierigkeiten mit der Zeichensetzung
  • Es liegen innerhalb eines Textes unterschiedliche Schriftgrößen vor

Symptome außerhalb der Deutschstunden:

  • Schwierigkeiten in anderen Fächern, wo viel gelesen und geschrieben wird
  • Schwierigkeiten bei Fremdsprachen
  • Schwierigkeiten bei Grundrechenarten als Begleitstörung

Legasthenie kann häufig auch weitere Lernschwierigkeiten nach sich ziehen. Die betroffenen Kinder können vorhandene Begabungen nicht entfalten. Sie haben Probleme, mit dem Druck umzugehen. Mit schlechten Noten und Misserfolgen verringert sich deutlich die Motivation beim Lernen. Versagensängste und auch der Spott der Mitschüler können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen.

Hilfe bei Legasthenie

Diplom-Psychologin Carolin Ligges arbeitet am Universitätsklinikum Jena und erforscht bereits seit 1999 das Thema Legasthenie. Im Laufe der Jahre haben sich hier bei einer Studienreihe Fakten gezeigt die deutlich machen, dass Legasthenie durchaus auch genetische Ursachen haben kann. Carolin Ligges weist darauf hin, dass bei einer Legasthenie die Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern ganz besonders wichtig ist. Eine begleitende Therapie kann für die Kinder hier oft eine sehr große Hilfe sein. Aber auch Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder zu fördern und ihnen so zu helfen, mit der Schwäche besser umzugehen.

In erster Linie sollten Eltern sich bewusst machen, dass ihr Kind weder dumm ist noch seine Leistungen absichtlich schlecht ausfallen. Ein betroffenes Kind braucht in erster Linie Verständnis und muss von seinen Eltern darin unterstützt werden, mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln. Eltern sollten den Kindern deutlich machen, dass es der beste Weg ist, die eigenen Schwächen zu akzeptieren. Das funktioniert vor allem dann, wenn Kinder auch ihre Stärken kennen. Daher ist es wichtig, diese Stärken hervorzuheben. Kann ein Kind gut malen, singen oder basteln? Dann sollte dies positiv bestärkt und auch herausgehoben werden.

Die besten Hilfen bei Lernschwierigkeiten der Kinder zu Hause

Idealerweise nehmen sich Eltern viel Zeit für die Hausaufgaben und die Förderung des Kindes. Dabei sollten alle Quellen abgeschaltet werden, die ablenken können. Radio und Fernseher, Telefon oder auch Geschwisterkinder stören im Idealfall nicht die Lernumgebung. Die nachfolgenden Hinweise haben in Studien gezeigt, dass sie effektiv und positiv auf eine Förderung betroffener Kinder wirken können:

  • Geduld: Eltern sollten bei jeglichen Lernschwierigkeiten ihrer Kinder stets geduldig bleiben
  • Hilfsmittel: Der Duden ist das beste Hilfsmittel für die Kinder und darf jederzeit genutzt werden
  • Pausen: Feste Übungszeiten sind wichtig. Wenn der Nachwuchs jedoch nicht mehr kann, werden Pausen eingelegt
  • Gemeinsam lesen: Eltern, die zusammen mit ihren Kindern lesen, können für den Nachwuchs Brücken bei den Wörtern bauen
  • Sing- und Reimspiele: Spiele, bei denen die Wörter im Vordergrund stehen, fördern das Verständnis für die Sprache

Ursachen für Legasthenie

Die Ursachen für die Entstehung von Legasthenie interessieren Eltern natürlich ganz besonders. Der Experte Schulte-Körner geht davon aus, dass es insgesamt zwei große Faktoren gibt, die für die Legasthenie verantwortlich sein können. Hier werden die Defizite sowohl in der auditiven als auch in der visuellen Verarbeitung von Informationen genannt. Zudem können genetische Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen. Tiemo Grimm, Humangenetiker an der Würzburger Universität, weist darauf hin, dass eine Verbindung von bestimmten Genen in Zusammenhang mit Legasthenie durchaus vorhanden ist.


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