„Beziehngskiller“ ist ein schlimmes Wort, insbesonderem im Zusammenhang mit einem Baby. Kinder sind toll und können eine Partnerschaft komplett machen – aus zwei Einzelpersonen wird durch den Nachwuchs eine Familie. Doch ein Kind kann auch zur Belastung einer Beziehung werden, was vor allem dann der Fall ist, wenn die Idealvorstellungen der beiden Erwachsenen nicht erfüllt werden. Was übrigens in der Regel der Fall ist – die Frage ist nur, wie die Beteiligten damit umgehen.
Erfüllte Elternschaft als Mythos
Die Idealvorstellung sieht oft so aus: Beide Eltern teilen sich die Betreuung des Kindes gleichermaßen – übrigens auch in der Nacht – und beide erfahren Bestätigung durch andere. Das Geld ist in ausreichendem Maße vorhanden, die Arbeit im Haushalt wird quasi nebenbei bewältigt. Das bisschen Wäschewaschen und Brei zubereiten kann doch nicht so schlimm sein! Freunde kommen zu Besuch und Eltern mit Kind sind natürlich ebenso mobil wie früher.
Sie treten jetzt eben nur zu dritt in Erscheinung, wobei das Baby selbstverständlich die meiste Zeit über friedlich schläft.
- Dreimonatskoliken?
- Schreikind?
- Sexunlust?
Weit gefehlt, so was kommt vielleicht bei anderen Paaren vor, doch nicht bei einem selbst! Hier liegt aber der Irrglaube und laut Studien gehen sogar 70 Prozent der Partnerschaften, die in der Zeit nach der Geburt des Babys psychologische Hilfe und eine Partnerschaftsberatung in Anspruch genommen haben, auseinander. Zu weltfremd waren die Vorstellungen der jungen Eltern über den tatsächlichen Alltag mit Kind.
Was birgt Konfliktpotenzial?
Fakt ist, dass Schlafmangel – der in der ersten Zeit mit dem Baby zwangsläufig auftritt – beide Eltern dünnhäutiger werden lässt. Kleinigkeiten bergen damit das Potenzial zu großen Streits, die bei näherer Betrachtung völlig unsinnig sind. Aber wer schaut schon so genau hin, wenn er vom Partner genervt ist? Junge Eltern streiten häufiger, haben weniger Zeit für harmonische Gespräche, für Zärtlichkeiten und gemeinsame Unternehmungen. Folgende Konfliktpotenziale und wirkliche Beziehungskiller tun sich auf:
- Ein Partner fühlt sich vernachlässigt.
- Das Sexleben leidet oder ist quasi nicht mehr vorhanden.
- Die Mobilität ist eingeschränkt.
- Der Partner, der sich zu Hause um das Kind kümmert, erfährt keine berufliche Bestätigung.
- Das Geld ist knapp.
- Die Erwartungen an die eigene Elternschaft („Du musst doch glücklich sein!“) sind zu hoch.
- Das alte Rollenmodell ist wieder aktuell.
- Die Arbeit im Haushalt ist umfangreicher als gedacht.
Video: „Beziehungsende“
Die mQuadrat-Fernakademie hat ein Video veröffentlicht, in dem es um das Ende einer Beziehung geht. Wie ist dieses erkennbar und wann ist wirklich gar nichts mehr zu machen?
Die meisten jungen Eltern erwarten von sich, nach der Geburt des Kindes eine glückliche Familie zu sein. Übrigens erwartet das nicht selten auch das Umfeld und somit bietet sich ein weiterer Punkt, bei dem die Partner das Gefühl haben, bestimmte Erwartungen erfüllen zu müssen. Unvollkommene Eltern und Kinder? So etwas darf es nicht geben! Dass damit die Messlatte viel zu hoch gelegt wird, wird großzügig übersehen.
Die Folge: Die Partnerschaft leidet unter der Vielzahl an Aufgaben und Belastungen. Der Partner bekommt den Frust zu spüren, zieht sich zurück – und schon befinden sich alle in einer Spirale aus Frust, Trotz und Angst vor dem Versagen. Ein Kind belastet die Beziehung, doch es ist möglich, eine durchaus erfüllende Partnerschaft und Ehe zu erleben. Hilfreiche Tipps dazu finden Sie in dem Artikel von t-online.
Wege aus der Krise
Nun kann kein Psychologe der Welt einen Masterplan aufstellen, nach dem sich alle Paare zu richten haben und der das absolute Glück verspricht. Es wird immer Situationen geben, in denen sich junge Eltern überfordert fühlen und in denen der Partner die Schuld daran zugeschoben bekommt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn einer der Partner das Baby gar nicht wollte und nun das Gefühl hat, sich in eine ausweglose Situation fügen zu müssen.
Wichtig: Gespräche führen!
Nur diese zeigen dem jeweils anderen Partner genau, was gerade wichtig ist und welche Gedanken den Partner quälen. Ab und zu muss sich zudem jeder einen Ruck geben – trotz Erschöpfung. Warum nicht den gewohnten Spaziergang unternehmen – nur eben mit Kind? Warum kein Wochenende woanders übernachten? Hier ist die Vorbereitung das A und O.
Psychologen gehen davon aus, dass die Kinder gar nicht das Problem sind, sie zeigen nur auf, was vor der Geburt schon im Argen lag. Waren die Paare hingegen vor der Geburt zufrieden, so ist das auch danach rasch wieder der Fall. Jeder sollte wissen, was für ihn persönlich wichtig ist und diese Bedürfnisse auch nach der Geburt nicht zurückstellen. Das gilt natürlich nur insofern, als dass sich diese Bedürfnisse mit der neuen Situation vereinbaren lassen, ein wenig Rücksicht auf den Nachwuchs sollte schon genommen werden.
Wer sich schon in der Krise befindet, sollte unbedingt Hilfe suchen. Diese muss nicht professioneller Art sein, auch Gespräche mit guten Freunden können helfen. Keine Auszeiten vom Alltag sind wichtig, denn wer eigenen Hobbys nachgehen kann, wird mehr Kraft für die täglichen kleinen und großen Aufgaben haben. Hobbys müssen nicht gänzlich aufgegeben werden, eventuell lassen sie sich mit der ganzen Familie ausüben? Außerdem wichtig: Reizthemen müssen ausdiskutiert, Pflichten aufgeteilt werden. So ergeben sich von Anfang an weniger Situationen, in denen es zu Streitigkeiten kommen kann.
Für alle Menschen, die mit ihrer Beziehung hadern, empfehlen wir die Seite von Christian Sander, der sich als Bestsellerautor einen Namen gemacht hat.
Bildnachweis: © Fotolia – #1 closeupimages, #2 oxie99, #3 Konstantin Yuganov
2 Kommentare
Morgen
Wenn ich euren Beitrag lese, mir das Video anschaue, kann ich allen werdenen Eltern nur den Rat geben, lest es euch durch bevor ihr am Ende eurer Beziehung steht und nichts mehr zu machen ist.
Ich hätte es mir gewünscht, ich hätte die Möglichkeit gehabt. Nach vielen Ehejahren und zwei Kindern bin ich wieder Single. Ob man es besser gemacht hätte, wenn man vorher die Infos, die Tipps gehabt hätte? Ich denke schon .
LG
Dankeschön für deine positve Bewertung. Ich hoffe, dass ganz viele Eltern den Beitrag lesen und sich die Ratschläge zu diesem Thema holen. Man unterschätzt es. Ich bin jedenfalls froh, dass du die Wichtigkeit erkannt hast.