Eigentlich klingt die Idee doch sehr verlockend – ich passe auf die Kinder anderer Eltern auf und verdiene mein Geld damit. Mein eigenes Kind kann gleich mitspielen und ist gut betreut und endlich kann ich Einfluss auf die tägliche Erziehung im Rahmen der Tagesbetreuung nehmen. Doch ist es wirklich so leicht, als Tagesmutter zu arbeiten?
Wie kann man Tagesmutter werden? Voraussetzungen für den Job
Wer Tagesmutter werden möchte, sollte zuerst viel Spaß an der Arbeit und dem Spiel mit Kindern mitbringen. Sie sollten gern Verantwortung übernehmen und brauchen seit 2005 eine Pflegeerlaubnis für Ihre Tätigkeit. Das gilt, sofern Sie mehr als 15 Stunden pro Woche auf eines oder mehrere Kinderchen aufpassen und damit Geld verdienen wollen.
Dem Amt gegenüber müssen Sie erklären, warum Sie als Tagesmutter arbeiten möchten und inwieweit Sie diesbezüglich Erfahrungen mitbringen. Haben Sie eigenen Nachwuchs oder bereits im Rahmen einer Ausbildung oder eines Praktikums in der Kinderbetreuung gearbeitet, ist das sehr vorteilhaft. Des Weiteren will das Jugendamt neben der Pflegeerlaubnis auch ein erweitertes Führungszeugnis sehen. Dabei gilt, dass dieses nicht nur für Sie ausgestellt werden muss, sondern für alle Personen, die mit Ihnen in einem Haushalt leben und das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Sie müssen aber noch weitere Voraussetzungen erfüllen: Ein Erste-Hilfe-Kurs muss absolviert worden sein, Sie brauchen verschiedene Versicherungen und je nach Kommune eine ärztliche Bescheinung zur Ausübung der Tätigkeit als Tagesmutter. Das Amt will zudem ein Eignungsgespräch mit Ihnen führen, Sie müssen eine Infoveranstaltung besucht haben und runden die Voraussetzungen durch die Teilnahme an einem Seminar oder über eine Ausbildung ab. Wenn Sie alles nachweisen können, dürfen Sie bis zu fünf Kinder in die Betreuung aufnehmen.
Tagesmutter werden: Die Pflegeerlaubnis
Wenn Sie als Tagesmutter Kinder betreuen möchten, brauchen Sie die Pflegeerlaubnis vom Jugendamt. Das gilt auch für die Tagesmütter, die sich ihre Kunden selbst suchen und die Kleinen nicht nur vom Amt vermittelt haben wollen. Wenn Sie die Pflegeerlaubnis nicht vorweisen können und dennoch die Kinderbetreuung anbieten, müssen Sie mit einer Ordnungsstrafe rechnen. Diese beträgt bis zu 500 Euro.
Tagesmutter werden: Das Führungszeugnis
Das Führungszeugnis ist eine Voraussetzung dafür, dass Sie als Tagesmutter arbeiten dürfen. Allerdings muss dieses natürlich einwandfrei sein, das heißt, hier dürfen keine Einträge zu finden sein. Verlangt wird ein erweitertes Führungszeugnis, welches Sie bei Ihrer zuständigen Polizeibehörde in Auftrag geben können. Da Sie die Kinder sicherlich bei sich zu Hause betreuen werden, sind auch Führungszeugnisse der Personen, die mit in diesem Haushalt leben, gefordert. Letzten Endes bedeutet das, dass Sie ein erweitertes Führungszeugnis von Ihrer ganzen Familie brauchen.
Tagesmutter werden: Erste-Hilfe-Kurs
Schnell ist gerade bei und mit Kindern ein Unfall passiert und das Leisten von Erster Hilfe wird nötig. Sie müssen daher einen entsprechenden Kurs nachweisen können (und natürlich den Abschluss desselben!), damit Sie die Kindertagespflege anbieten dürfen. Der Kurs darf nicht zu lange zurückliegen, meist wird hier von einem halben Jahr gesprochen. Sinnvoll ist es, wenn Sie ohnehin einen Kurs besuchen müssen, einen zu wählen, der sich mit der Ersten Hilfe speziell bei Kindern befasst.
Tagesmutter werden: Versicherungen abschließen
Sie müssen für die Arbeit als Tagesmutter Unfall- und Haftpflichtversicherungen abschließen. Die Beiträge zur Unfallversicherung werden an die Berufsgenossenschaft weitergeleitet und können als Betriebsausgaben abgerechnet werden bzw. sind erstattungsfähig. Die Haftpflichtversicherung sollte in ausreichender Höhe – Personenschäden mit mindestens zehn Millionen Euro – abgeschlossen werden. Beide Versicherungen werden verlangt, wenn Sie die Kindertagespflege anbieten möchten.
Die Haftpflichtversicherung ist nicht nur vorgeschrieben, sondern auch durchaus sinnvoll, denn immerhin passen Sie für mehrere Stunden am Tag auf fremde Kinder auf. Die Schäden können enorm sein – vielen Kindern liegt ein unglaubliches Zerstörungspotenzial inne. Gut, wenn Sie dann abgesichert sind. Oftmals kann die bestehende Haftpflichtversicherung sogar einfach erweitert werden, das ist teilweise günstiger als der Neuabschluss.
Die Unfallversicherung kann privat abgeschlossen werden, dann aber nur zusätzlich. Denn als Tagesmutter sind Sie und Ihre Tageskinder gesetzlich pflichtversichert. Nähere Auskünfte zu den Versicherungskonditionen gibt die zuständige Berufsgenossenschaft.
Tagesmutter werden: Bescheinigung vom Arzt
Nicht in jedem Landkreis bzw. in jeder Kommune wird die Bescheinigung vom Arzt gefordert, die für die Betreuung der Tageskinder gilt. Sie müssen als Tagesmutter bescheinigt bekommen, als solche physisch und psychisch in der Lage zu sein, mit Kindern arbeiten zu können. Die Bescheinigung stellt der Hausarzt aus.
Zur Qualifikation als Tagesmutter
Sie brauchen in jedem Fall eine nachgewiesene Ausbildung, wenn Sie als Tagesmutter arbeiten und die Kindertagespflege anbieten wollen. Dafür werden verschiedene Kurse angeboten, die unterschiedlich umfangreich sein. Ihr zuständiges Jugendamt gibt genauere Auskunft über diese Voraussetzung. Das Deutsche Jugendinstitut hat eine Empfehlung von 160 Stunden für die Ausbildung herausgegeben, dieser Kurs schließt mit einer Prüfung ab. Es geht hier um die Eingewöhnung von Baby und Kind, um die frühkindliche Entwicklung, Bildung und Förderung sowie um die gemeinsame Erziehung mit den Eltern.
Schließlich sind Sie als Tagesmutter nicht nur Babysitter, sondern Erzieher und sollten als solcher auch Tipps zur Erziehung und Entwicklung geben können. Die pädagogischen Anforderungen an eine Tagesmutter steigen aber mit der ebenfalls steigenden Zahl von verhaltensauffälligen Kindern. Daher entwickelt das Deutsche Jugendinstitut derzeit einen Entwurf für einen Ausbildungskurs mit einem Umfang von 300 Stunden.
Wenn Sie auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildungsstelle sind, können Sie danach schauen, welcher Bildungsträger das Gütesiegel des Bundesfamilienministeriums anbietet. Die Kosten für die Qualifizierung zur Tagesmutter werden in der Regel durch das Amt getragen.
Teilweise gibt es noch die Möglichkeit, sich nur durch das Jugendamt zertifizieren zu lassen, dann dürfen Sie eine Kinderbetreuung von 15 Stunden pro Woche anbieten. Bis zu fünf Kleine können Sie gleichzeitig betreuen. Die Gültigkeit beläuft sich auf fünf Jahre und entspricht damit der Pflegeerlaubnis.
Tagesmutter werden: Die räumlichen Voraussetzungen
Wie kann man Tagesmutter werden? Die nötigen persönlichen Bedingungen zur Beantwortung dieser Frage wurden bereits geklärt. Kommen wir nun zu den räumlichen Gegebenheiten, denn Sie werden kaum mit den Kinderchen nur unter freiem Himmel bleiben wollen. Im Gegensatz zu einer Kita gibt es bei der Kinderbetreuung als Tagesmutter keine festen, rechtlich geregelten Vorgaben. Theoretisch können Sie einfach in der eigenen Wohnung bleiben, praktisch ist das nicht immer möglich.
Bestimmte Vorgaben über die Betreuung der Tageskinder zu Ruhe-, Spiel- und Essmöglichkeiten sowie zur Durchführung der Körperhygiene müssen betrachtet werden. Das Jugendamt berät gern und gibt Tipps bei geplanter Anmietung eines Objekts. Die Umgebung muss in jedem Falle kindgerecht und sicher sein. Unfallgefahren dürfen nicht vorhanden sein – sichern Sie als angehende Tagesmutter Steckdosen und Fenster. Sie brauchen Platz zum Spielen und um die Kleinen zur Ruhe zu legen – selbst nur fünf Kinder können sehr viel Platz benötigen!
Das zur Verfügung stehende Spielzeug muss altersgerecht sein und quasi mitwachsen, alle Zwerge sollten gemeinsam essen können. Eventuell müssen Sie für Hochstühle sorgen. Außerdem braucht jedes Kind ein Bettchen, wenn es bei Ihnen Mittagsschlaf halten soll oder als Baby noch vormittags schläft. Die sanitären Möglichkeiten sollten ebenso nutzbar sein wie Waschbecken und andere Einrichtungen, die den Kleinkindern zur Verfügung stehen.
Baby und Kind brauchen mehr als ein Erwachsener – meist gibt das die eigene Wohnung aber nicht her. Wenn Umbauen nicht infrage kommt oder nicht möglich ist, steht das Anmieten eines neuen Objekts im Raum. In einigen Orten findet sich eine geschlossene Kita, die zur Vermietung steht, teilweise können Tageskinder nach dem Vorbild eines Waldkindergartens betreut werden. Das eignet sich aber eher für ältere Kinder, weniger für Babys.
Brauchen Sie als Tagesmutter ein Konzept?
Es ist nicht verpflichtend, ein Konzept aufzustellen, wenn Sie als Tagesmutter arbeiten wollen. Doch anders als ein bloßer Babysitter, der lediglich auf das Kind aufpasst, wollen Sie einen entscheidenden Beitrag zur Erziehung leisten, indem Sie die Kleinen in die Betreuung nehmen. Die Eltern werden daher wissen wollen, was Sie bieten (und kein anderer) und welchen Vorteil diese Art der Betreuung für die eigene Familie haben wird.
So ist es zwar nicht nötig, aber eben sinnvoll, sich ein Konzept zurechtzulegen, das Sie als Tagesmutter verfolgen wollen. Geben Sie darin Aufschluss über Ihren Erziehungsstil und erklären Sie den Eltern, was Sie den Kleinen vermitteln wollen. Wie sieht die Struktur eines jeden Tages aus? Gibt es Highlights? Gibt es Dinge, die ein Alleinstellungsmerkmal darstellen? Was können Sie Besonderes bieten?
Als Tagesmutter Kunden finden
Als Tagesmutter sind Sie natürlich davon abhängig, dass auch jemand zu Ihnen kommt und sein Kind in Ihre Obhut entlässt. Sie müssen den Kleinen etwas bieten können, ansonsten sind Sie nur ein besser bezahlter Babysitter. Die Tipps, wie Sie Kunden finden, ähneln denen, die für andere Freiberufler und Selbstständige gelten. Inserieren Sie in Zeitungen, nutzen Sie Schwarze Bretter und melden Sie sich beim Jugendamt. Von dort können Betreuungskinder vermittelt werden. Stellen Sie eine eigene Internetseite zusammen und übermitteln Sie dort Informationen über Ihre Person und Ihr Konzept.
Übrigens: Der Verdienst als Tagesmutter ist nicht wirklich hoch, Sie bekommen je nach Gemeinde oder Landkreis zwischen 3,70 und 5,50 pro Tageskind und Stunde. Außerdem bekommen Sie die Hälfte der Sozialabgaben erstattet. Wenn Sie rein privat arbeiten, legen Sie die Preise natürlich selbst fest. Orientieren Sie sich dann an den aktuellen Sätzen in der nächsten Kita mit vergleichbarem Konzept.
Sind Verträge sinnvoll?
Sie müssen nicht zwingend einen Vertrag mit den Eltern abschließen, doch anzuraten ist das in jedem Fall. So lassen sich Missverständnisse zur Betreuungszeit und Vergütung vermeiden. Auch eine eventuelle Urlaubsregelung sollten Sie hier mit aufnehmen. Klären Sie außerdem schriftlich, was passiert, wenn Sie einmal krank sind und wie die Vergütung geregelt wird, wenn die Eltern in den Urlaub fahren und das Kleine nicht in Ihre Betreuung geben. Entfällt dann die Vergütung?
Interessant ist außerdem, wie lange das Kind beurlaubt werden kann, ohne dass sein Platz in Ihrer Tagesbetreuung neu vergeben werden kann. Nutzen Sie Musterverträge, die Sie beim Jugendamt erhalten, dort sind alle relevanten Punkte enthalten.
Zu guter Letzt: Warum sollten Sie Tagesmutter werden?
Sie lieben die kleinen Menschen, wollen Kinderlachen und Fröhlichkeit bei der Arbeit haben? Prima, dann ist die Arbeit als Tagesmutter vielleicht genau das Richtige für Sie. Ganz nebenbei bringt das auch noch ein bisschen Geld ein, auch wenn es nicht zum reich werden genügt. Als Tagesmutter können Sie selbstbestimmt arbeiten und bringen sogar noch die eigene Familie mit unter einen Hut. Schließlich können Sie den Nachwuchs gleich mitbetreuen!
Sie haben täglich Umgang mit Eltern und deren Nachwuchs und können endlich umsetzen, was Sie sich für die eigenen Zwerge in der Kinderbetreuung schon immer gewünscht haben. Sie können kreativ tätig werden, bleiben fit im Geist und am Körper. Zu bedenken ist aber, dass so ein Job viel Eigeninitiative und gute Vorbereitung erfordert, dass Sie viel Verantwortung übernehmen müssen und den Kleinen gegenüber konsequent auftreten sollten.
Sie müssen sich gut organisieren können, ansonsten werden Sie rasch im Chaos versinken. Sie müssen damit rechnen, dass die lieben Kleinen nicht immer das machen werden, was sie sollen und dass Sie auch mal durchgreifen müssen. Überlegen Sie sich auch gut, für welche Altersgruppe Sie das Betreuungsangebot aufstellen, denn es ist nicht jedermann dafür gemacht, auf die Babys anderer Leute aufzupassen. Lieben Sie die Kleinen dennoch, kommt vielleicht das Angebot für Drei- bis Fünfjährige oder bis zum Eintritt in die Grundschule infrage.
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